Gemeine Schafgarbe
Achillea millefolium L. s.l.
Achillea ist das „Kraut des Achilleus“. Achilles drang auf der Suche nach Troja in Mysien ein und verletzte dabei den König der Myser, Thelephos, am Oberschenkel. Er heilte dessen Wunde mit einer Heilpflanze, die später als die Schafgarbe gedeutet wurde. Das Artepitheton millefolium nimmt Bezug auf die charakteristische Form der Blätter. Sie sind mehrfach fiederschnittig mit zahlreichen, sehr schmalen Fiedern, was den Eindruck von „tausend Blättern“ erweckt (lat. ‚mille’ = tausend, ‚folium’ = Blatt). Viele Blütenköpfchen stehen in Doldenrispen endständig am oben stark verzweigten Stängel. Sie sind mit 5 bis 8 mm im Durchmesser relativ klein und tragen 4 bis 6 weiße bis rosarote rundliche Zungenblüten und nur wenige blassgelbe Röhrenblüten. Die 30 bis 60 cm hohe Pflanze wird gerne von Schafen gefressen, weshalb hat sie im Deutschen den Namen „Schafgarbe” bekommen hat.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden sowohl die getrockneten, blühenden Triebspitzen mit Blättern, Blüten und Stängeln (Schafgarbenkraut - Millefolii herba) als auch die Blüten (Schafgarbenblüten – Millefolii flos).
Die im Handel befindliche Droge stammt aus südost- und osteuropäischen Ländern und auch aus Deutschland.
Inhaltsstoffe der Droge
Schafgarbenkraut enthält ätherisches Öl, Sesquiterpenlactone (vor allem Guajanolide), Flavonoide und Caffeoylchinasäuren.
Medizinische Anwendung
Das HMPC hat Schafgarbenkraut und Schafgarbenblüten als traditionelle pflanzliche Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: innerlich bei Appetitlosigkeit und bei dyspeptischen Beschwerden wie leichte krampfartige Beschwerden im Unterleib; äußerlich zur Behandlung kleiner Wunden und leichter Haut- und Schleimhautentzündungen; in Form von Sitzbädern bei schmerzhaften Krampfzuständen im kleinen Becken der Frau (Pelvipathia vegetativa).
Kommission E: Innerlich bei Appetitlosigkeit und bei dyspeptischen Beschwerden wie leichte krampfartige Beschwerden im Magen-Darm-Bereich; in Form von Sitzbädern bei Pelvipathia vegetativa).
Traditionelle Anwendung
Schafgarbenkraut und Schafgarbenblüten wurden vom HMPC als traditionelle pflanzliche Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung können Schafgarbenkraut und Schafgarbenblüten innerlich bei zeitweilig auftretender Appetitlosigkeit, zur Behandlung leichter krampfartiger Beschwerden im Magen-Darm-Bereich, die mit Blähungen und Flatulenz einhergehen, sowie bei leichten menstruationsbedingten Krämpfen verwendet werden. Äußerlich können Schafgarbenkraut und Schafgarbenblüten zur Behandlung kleiner, oberflächlicher Wunden eingesetzt werden.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
geschnittenes Schafgarbenkraut oder Schafgarbenblüten zur Bereitung eines Tees
Trockenextrakte in Dragee
Tinktur in Tropfen
Achillea millefolium homöopathische Urtinktur in Tropfen
Dosierung
Teeaufguss: 3- bis 4-mal täglich eine Tasse Schafgarbenkrauttee bzw. Schafgarbenblütentee zwischen den Mahlzeiten trinken. Tagesdosis: 4 - 6 g Droge.Bereitung eines Teeaufgusses
2 g fein geschnittenes Schafgarbenkraut oder 2 g Schafgarbenblüten mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen. Für Sitzbäder wird ein Aufguss von 100 g Schafgarbenkraut auf 1 bis 2 L Wasser zubereitet, der nach 20-minütigem Ziehen dem Badewasser zugegeben wird.Hinweise
Bei bestehenden Allergien gegen Korbblütler (Asteraceae) sollte auf die Einnahme von Zubereitungen aus Schafgarbe verzichtet werden (Kreuzallergie möglich).
Für die Anwendung von Schafgarbenkraut während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.
Nebenwirkungen
Selten Kontaktallergien (Schafgarbendermatitis)
Wechselwirkungen
Keine bekannt
Literaturhinweise
HMPC (2019, 2020), ESCOP (2021), Kommission E (1990), WHO (Vol. 4, NIS)
Weiterführende Literatur
Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Schafgarbenkraut, Nr. 1382)