Thymian
Thymus vulgaris L.
Er lässt sich auf das griechische Wort ’thymos’ (= Mut, Kraft) zurückführen oder auf das griechische Wort ’thymiama’ (= Räucherwerk), denn die Pflanze wurde wegen ihres aromatischen Geruchs bei Brandopfern verwendet. Der deutsche Name „Thymian” ist eine Abwandlung des wissenschaftlichen Gattungsnamens. Das Artepitheton vulgare ist lateinisch und bedeutet „gewöhnlich“.Thymian ist ein aromatischer Zwergstrauch mit sehr kleinen, unterseitig stark behaarten Blättern und mit einem nach unten eingerolltem Blattrand, was den Blättern ein nadelartiges Aussehen verleiht. Die rosavioletten Blüten stehen in ähren- oder köpfchenförmig angeordneten Quirlen. Blütezeit ist je nach Gebiet Juni bis September. Thymian riecht charakteristisch würzig nach dem im Kraut enthaltenen ätherischen Öl, dem Thymian Öl. Es befindet sich in Drüsenschuppen auf der Blattoberfläche, sodass es frei wird, wenn man durch Reiben diese Drüsen verletzt.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird das Kraut (Thymian - herba Thymi) mit seinem würzigen Geruch, der beim Zerreiben deutlich wahrzunehmen ist und durch das darin enthaltene ätherische Öl verursacht wird. Die Droge stammt hauptsächlich aus Deutschland; kleinere Mengen stammen aus Spanien und Marokko.
Verwendet wird auch das ätherische Öl (Thymianöl - Thymi aetheroleum aetheroleum), das aus Thymiankraut durch Wasserdampfdestillation gewonnen wird. Lieferländer für Thymianöl sind hauptsächlich Spanien und Frankreich.
Inhaltsstoffe der Droge
Thymiankraut enthält ätherisches Öl („Thymianöl“), Lamiaceen-Gerbstoffe und Flavonoide. Thymianöl besteht zu 30 bis 50% aus Thymol, 10 bis 20% p-Cymen, 5-10% γ-Terpinen und anderen Monoterpenen; Thymol ist für den charakteristischen Geruch des Öls verantwortlich.
Thymian (Thymi herba)
Thymianöl vom Thymoltyp (Thymi typo thymolo aetheroleum)
Medizinische Anwendung
Katarrhe der oberen Luftwege, Bronchitis und unterstützend bei Keuchhusten; in Form von Mundspülungen bei Entzündungen der Mundschleimhaut und Mundgeruch.
Kommission E: innerlich bei Symptomen der Bronchitis und des Keuchhustens und bei Katarrhen der oberen Luftwege.
Traditionelle Anwendung
Das HMPC hat Thymiankraut und Thymianöl als traditionelle pflanzliche Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Aufgrund langjähriger Erfahrung können Thymiankraut und Thymianöl innerlich als Schleim lösende Mittel (Expektorans) bei erkältungsbedingtem Husten eingesetzt werden. Die äußerliche Anwendung von Thymianöl (Einreibungen, Bäder) dient der Linderung von Erkältungssymptomen.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
alkoholische und wässrige Auszüge in Tropfen
Trockenextrakte in Kapseln
Thymianöl in Bädern (Erkältungsbad), Salben (Erkältungssalben) und löslichen Instant-Tees
Dosierung
Teeaufguss: mehrmals täglich 1 Tasse frisch bereiteten Thymiantee warm trinken. Thymianfluidextrakt: 1- bis 3-mal tgl. 1 bis 2 g Fluidextrakt.
Bereitung eines Teeaufgusses
1,5 bis 2 g Thymian mit 150 mL heißem Wasser übergießen (nicht kochen!), 10 Min. ziehen lassen und abseihen.
Hinweise
Bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu 2 Jahren kann Thymianöl einen Stimmritzenkrampf (Glottiskrampf, Laryngospasmus) auslösen, schlimmsten¬falls mit Atemstillstand, deshalb Thymianöl nie im Gesicht auftragen!
Thymianöl nicht direkt auf Schleimhäute oder verletzte Haut auftragen und nie im Bereich der Augen. Vollbäder mit Thymianblättern oder Thymianöl sind bei großen Hautverletzungen und offenen Wunden, bei Fieber, schweren Infektionen, schweren Kreislauferkrankungen und Herzschwäche zu meiden.
Für die Anwendung von Thymian während der Schwangerschaft oder Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Von einer Anwendung flüssiger Thymianzubereitungen bei Kindern unter 4 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten; bei Thymianöl gilt dies für eine Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren.
Nebenwirkungen
Sehr selten Überempfindlichkeitsreaktionen, z. B. Luftnot, Hautreaktionen und Schwellungen.
Wechselwirkungen
Keine bekannt
Literaturhinweise
HMPC (2014, 2020), ESCOP (2009), Kommission E (1990), WHO (Vol. 1, NIS)
Weiterführende Literatur
Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Thymian, Nr. 0685; Thymianöl, Nr. 1374)
Kommentar zum Deutschen Arzneibuch (Thymianfluidextrakt)